Wie viel Solarstrom darf man selbst nutzen?
Grundsätzlich darf jeder Betreiber einer Photovoltaikanlage (PV-Anlage) den erzeugten Solarstrom für den Eigenverbrauch nutzen. Es gibt keine gesetzliche Obergrenze dafür, wie viel des erzeugten Stroms selbst verbraucht werden darf. Die Entscheidung, wie viel Strom selbst genutzt wird, hängt vielmehr von technischen Gegebenheiten und wirtschaftlichen Überlegungen ab. Betreiber haben die Wahl, den Strom direkt im eigenen Haushalt zu verbrauchen, ihn in einem Batteriespeicher zwischenzuspeichern oder den überschüssigen Strom ins öffentliche Netz einzuspeisen. Moderne PV-Systeme bieten eine hohe Flexibilität und ermöglichen es dem Betreiber, möglichst viel des produzierten Stroms selbst zu nutzen.
Wie viel Eigenverbrauch ist realistisch?
Der tatsächliche Eigenverbrauchsanteil hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Anlagengröße: Kleine PV-Anlagen (bis ca. 5 kWp) erzielen oft einen höheren Eigenverbrauchsanteil, da ihre Stromproduktion besser mit dem typischen Haushaltsverbrauch harmoniert. Bei größeren Anlagen steigt der Anteil des überschüssigen Stroms, der nicht sofort genutzt werden kann.
- Lastprofil des Haushalts: Haushalte mit Verbrauchsspitzen während der Sonnenstunden, etwa durch Homeoffice, elektrische Warmwasserbereitung, Wärmepumpen oder das Laden von Elektroautos, können ihren Eigenverbrauch deutlich steigern.
- Batteriespeicher: Der Einsatz eines Stromspeichers ist eine der effektivsten Möglichkeiten, den Eigenverbrauch zu erhöhen. Überschüssiger Solarstrom, der tagsüber erzeugt, aber nicht sofort verbraucht wird, kann gespeichert und abends oder nachts genutzt werden. Dies erhöht die Eigenverbrauchsquote auf bis zu 80 %.
- Intelligentes Energiemanagement: Smart-Home-Systeme und automatisierte Laststeuerungen ermöglichen die gezielte Nutzung energieintensiver Geräte (wie Waschmaschinen oder Geschirrspüler) in den Zeiten, in denen PV-Strom zur Verfügung steht.
Typischerweise liegt der Eigenverbrauchsanteil ohne Speicher bei etwa 30 bis 40 %, mit einem Speicher kann er auf 60 bis 80 % gesteigert werden. Bei optimaler Abstimmung von Produktion und Verbrauch ist in Einzelfällen auch ein noch höherer Eigenverbrauch möglich.
Wie wird der Eigenverbrauch ermittelt?
Zur Bestimmung des Eigenverbrauchs sind zwei Messgrößen entscheidend:
- Gesamterzeugung der PV-Anlage, die meist über den Wechselrichter oder einen separaten Erzeugungszähler erfasst wird.
- Eingespeister Strom ins öffentliche Netz, gemessen über den Einspeisezähler
Die Formel zur Berechnung desEigenverbrauchs lautet:
Eigenverbrauch = Gesamterzeugung – eingespeister Strom
Eigenverbrauchsanteil = (Eigenverbrauch ÷Gesamterzeugung) × 100 %
Beispiel: Wenn eine PV-Anlage 5.000 kWh pro Jahr erzeugt und 3.000 kWh ins Netz eingespeist werden, beträgt der Eigenverbrauch 2.000kWh. Der Eigenverbrauchsanteil liegt in diesem Fall bei 40 %.
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Wie wird der Eigenverbrauch versteuert?
Die steuerliche Behandlung hängt maßgeblich davon ab, ob die PV-Anlage als gewerbliche oder private Nutzung gilt:
1. Umsatzsteuer:
Wenn der Betreiber auf die Kleinunternehmerregelung verzichtet und umsatzsteuerpflichtig ist, muss auf den Eigenverbrauch Umsatzsteuer gezahlt werden – und zwar auf Basis des Marktwertes des Stroms. Seit 2023 gilt jedoch für neue PV-Anlagen bis 30 kWp eine 0-%-Umsatzsteuer-Regelung beim Kauf. Diese Regelung erleichtert den Einstieg erheblich, da keine Umsatzsteuer auf den Eigenverbrauch anfällt.
2. Einkommensteuer:
Bei als unternehmerisch geltenden PV-Anlagen gilt der Eigenverbrauch steuerlich als private Entnahme. Auch hier greift jedoch seit 2023 die Steuerbefreiung für Anlagen bis 30 kWp. Diese Vereinfachung reduziert den bürokratischen Aufwand erheblich.
3. Gewerbesteuer:
In der Regel fällt für private PV-Anlagenbetreiber keine Gewerbesteuer an, da sie unter der Freigrenze von 24.500 € jährlichem Gewinn bleiben. Nur in Ausnahmefällen – etwa bei sehr großen Anlagen oder zusätzlichen gewerblichen Einnahmen – könnte Gewerbesteuer relevant werden.
Technische Möglichkeiten zur Steigerung des Eigenverbrauchs:
- Wärmepumpen und Heizstäbe: Durch den Einsatz von Wärmepumpen für Heizung oder Warmwasserbereitung lässt sich überschüssiger Solarstrom sinnvoll nutzen, anstatt ihn ins Netz einzuspeisen.
- Elektroautos: Das Laden von Elektrofahrzeugen mit eigenem Solarstrom ist nicht nur umweltfreundlich, sondern steigert auch den Eigenverbrauch erheblich.
- Lastmanagement: Smart-Home- und Energiemanagement-Systeme können Geräte automatisch zu Zeiten aktivieren, in denen ausreichend Solarstrom produziert wird.
- Bewusste Verbrauchsverlagerung: Wer Waschmaschine, Spülmaschine oder Klimageräte gezielt in den Sonnenstunden nutzt, kann seinen Eigenverbrauch auch ohne zusätzliche Technik optimieren.
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Vorteile des Eigenverbrauchs
- Kosteneinsparung: Selbst produzierter Strom kostet etwa 10–14 Cent pro kWh, während Netzstrom 30–40 Cent kostet.
- Unabhängigkeit vom Stromversorger: Hoher Eigenverbrauch schützt vor steigendenStrompreisen.
- Nachhaltigkeit: Eigenverbrauch reduziert CO₂-Emissionen.
- Wirtschaftlichkeit: Erhöhter Eigenverbrauch beschleunigt dieAmortisation der PV-Anlage.
- Beitrag zur Energiewende: Dezentral erzeugter und genutzter Stromentlastet das Stromnetz.
Herausforderungen beim Eigenverbrauch
- Wetterabhängigkeit: Stromproduktion schwankt mit Jahreszeit und Wetter.
- Investitionskosten: Batteriespeicher und Smart-Home-Systeme sind teuer, amortisieren sich aber langfristig.
- Regulatorische Unsicherheiten: Gesetzliche Änderungen können sich auf Wirtschaftlichkeit und Planungssicherheit auswirken.
Fazit
Jeder Betreiber einer PV-Anlage darf seinen Solarstrom uneingeschränkt selbst nutzen. Der tatsächliche Eigenverbrauch hängt stark von der Anlagengröße, dem Stromverbrauchsverhalten und technischen Maßnahmen wie Stromspeichern oder Smart-Home-Technologien ab. Die steuerlichen Rahmenbedingungen wurden in den letzten Jahren deutlich vereinfacht – insbesondere durch die 0-%-Umsatzsteuer und die Einkommensteuerbefreiung für Anlagen bis 30 kWp. Wer technische Möglichkeiten wie Wärmepumpen, Elektrofahrzeuge und intelligentes Energiemanagement nutzt, kann den Eigenverbrauch weiter steigern. Trotz einiger Herausforderungen überwiegen die Vorteile: Eigenverbrauch senkt Kosten, erhöht die Energieunabhängigkeit und leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.